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Dardanellengebiet
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Panderma (Bandirma, Google Maps)): Auf der südlichen Uferstrecke von Istanbul zu den Dardanellen erreicht man nachdem man bei Bursa vorbeifährt das Städtchen Bandirma. Die Stadt beherbergt derzeit 110000 Einwohner. Armenische Knüpfer haben im 19. Jahrhundert Manufakturen eingerichtet, wo Teppiche geknüpft wurden, die unter dem Namen Panderma bekannt sind. Die Knüpfereien von Panderma wurden teilweise in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts bzw. knapp vor dem 2. Weltkrieg stillgelegt.
Panderma Teppiche finden sich heute nur noch in Museen und privaten Sammlungen. Die Knüpfung war mittelfein (ca. 1600000 Knoten/m²) und wurden in türkischem Knoten hergestellt. Der Schuss und die Kette wurden aus Baumwolle hergestellt. Die Muster der Panderma Teppiche zeichnet sich durch eine subtile Gestaltung aus. Zumeist wurden Gebetsteppiche hergestellt. Das Mihrab (=Gebetsfeld) wurde zumeist in einer Farbe gehalten. Die Farben wurden in Pastelltönen, wie Altrosa, Pistazie, Ivoire (Elfenbein) oder Blassblau gehalten. Das Mihrab wird von 2 Säulen „gestützt“. Meist hängt von dem Giebel herunter ein vasenförmiger Luster.
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Manyas (Google Maps): Diese Teppiche kommen meist als Bergama auf den Markt, da diese einer Frühform der Bergama-Teppiche ähnlich sieht und sehr oft Teppiche nach ihrem Handelsplatz bezeichnet werden. Das bevorzugte Motiv ist in ein einem hellen Achteck umschlossen ein Salomon-Stern, der wiederum von kleineren farbigen Oktogonen umschlossen wird, die wieder einen Salomon-Stern umschließen. Die Teppiche werden meist auf Wollstruktur, sprich Schuss und Kette ist in Wolle gehalten. Die Manyas-Teppiche haben eine ausgezeichnete Wollqualität. Die Knüpfung ist eine eher gröbere Knüpfung (ca. 80000 Knoten/m²) mit türkischem Knoten.
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Can (Google Maps): Das Dorf Can liegt ca. 50 km östlich von Canakkale. Die Menschen hier leben primär von der Agararwirtschaft, die die Millionenstadt Istambul mit Gemüse und Obst versorgt. Das Teppichknüpfen ist eher eine nebenberufliche Beschäftigung, die von den Damen des Ortes gepflegt wird. Die Teppiche aus Can kennzeichnen sich einerseits durch ihr Muster, das im ein ziegelrotes, meist fast leeres Innenfeld hat, und das Innenfeld in den Ecken mit einem „grassgrünen“ Farbton und verschiedenen Füllmustern dekoriert werden. Wie bei allen Teppichen der Region ist die Knüpfung eher gröbere Knüpfung von maximal 50000 Knoten/m².
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Canakkale (Google Maps): Direkt an den Dardanellen gelegen, schaut die Stadt Canakkale, die heute 75 000 Einwohner zählt, auf eine bewegte Geschichte zurück. Einerseits ist in der Nähe die Fundstelle des antiken Troja (Abbildung 1). Andererseits passierte der Achämeniden König Xerxes I. beim Feldzug gegen Griechenland die Dardanellen und auch Alexander d. Große eroberte die Meerenge. Nachdem sowohl die Araber, als auch die Kreuzritter die Dardanellen kurzfristig kontrollierten, gelang es den Osmanen 1354 das Gebiet endgültig zu erobern. Im 1. Weltkrieg hielt die Festung Canak-Kale (= Topf-Burg) gemeinsam mit Kräften von den Truppen von Mustapha Kemal (später Atatürk) und deutschen Truppen dem massiven Druck der Alliierten stand.
Die sogenannten Dardanellenteppiche – so bezeichnet man auch di e Teppiche aus Canakkale - weisen einige charakteristische Merkmale auf: Einerseits ist die Grundflorfarbe ein schönes ziegelrot. Andererseits kommen meist nur, von kaukasischen Einwanderern aus Baku inspiriert, geometrische Muster zur Anwendung, die generell an die Surahani-Teppiche aus dem Kaukasus erinnern. Der Schuss und die Kette sind aus Schafwolle. Die Teppiche sind meist in einer Dichte von 90000 - 110000 Knoten/m² zu finden.
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Ezine (Avunya, Google Maps)): Bis 1923 hieß dieses kleine Städtchen noch Avunya und zählt heute 16000 Einwohner. Einige Merkmale der Teppiche aus Avunya sind ein schönes zumeist mit Pflanzenfarben (Färberwau, Krapprot) gefärberter Hauptfond, der zumeist entweder ein hackenbesetztes Mihrab beinhaltet und andererseits sind sehr oft in Quadrate eingefasste, etwas untersetzte Mihrabs. Die Formate sind meist 80 x 80 cm oder 100 x 100 cm gehaltene quadratische Teppiche.
Nach 1923 wurden die Teppiche aus dem nun Ezine genannten Ort immer seltener. Vielmehr kommen die Teppiche aus dem Umland, wodurch eine Verwandtschaft zu den Teppichen aus Canakkale nicht übersehbar ist. Ezine kennzeichnen sich meist durch eine naturweiße Hauptbordüre, die mit verschiedenen Bordürenmustern (Sternen, sog. Sägeblattmotiv etc.) dekoriert werden. Das Hauptfeld ist zumeist ein auf krapprot gehalten. Daraus sticht entweder ein oder zwei blaue Quadrate hervor, die eine hackenbesetzte Raute umschließt. Schuss und Kette sind bis in die Gegenwart hinein aus Wolle.
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Ayvacik (Google Maps): ist eine kleine Ortschaft im Süden von Canakkale und Ezine. Kleinere Knüpfbetriebe fertigen hier Teppiche in den größen von 100 x 150 bzw. Seccades, das sind die traditionellen Gebetsteppichformate von 100 bis 150 cm Breite und 190 – 220 cm Länge, her. Seit 1981 ist hier eine der Knüpfzentren der DOBAG Organisation, die 1981 von Dr. Harald Böhmer, einem Chemiker und Biologen, der an der Marmara Universität für Färbung und vor allem für Naturfarben lehrte, ins Leben gerufen wurde. Die DOBAG Teppiche sind handgeknüpfte und gewebte Qualitätsteppiche, die mit natürlichen Pflanzenfarben gefärbt sind und nach alter traditioneller Knüpf, Zwirn- und Färbemethode mit den ursprünglichen Mustern hergestellt werden.
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Balikesir (Google Maps): Die Stadt Balikesir, die nordöstlich von Bergama liegt, hat dezeit 315.000 Einwohner und ist gleichzeitig Provinzhauptstadt der gleichnamigen Provinz. Hier kommen Teppiche in kleineren größen Ceyreks (100 x 150 cm) und Seccades auf den Markt. Die meisten Teppiche stammen von den Angehörigen des „Karakecili“-Stammes. Der Stamm der Karakecili (aus dem türkischen: „mit schwarzen Ziegen“) ist ein Turk-Stamm, der zwischen Balikesir und Eskishehir siedelt.
Die Teppiche sind zumeist auf Ziegenhaar, und der Flor ist meist hoch, fast schon zottig. Die zumeist kleineren Teppiche haben fröhliche Farben, oft in Pflanzenfarben gefärbt. Die Muster erinnern stark an die kaukasischen Muster der Kasak und Daghestans.
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Yüncü: ist ein Gebiet in der Nähe von Balikesir, wo Nomaden ausschließlich Kelims mit vorwiegend rot-blauen Motiven, bzw. rot grün/blau seit Anfang des 19. Jahrhunderts weben. Die Muster sind großflächig, fast wuchtig. Die Kelims sind bis heute in diesem Gebiet erhalten.
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Abbildung 1