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Zentralanatolische Knüpfgebiete
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Döschemealti (Google Maps): Döschemealti ist ein kleiner Ort in der Nähe der Hafenstadt Antalya an der türkischen Südküste. Döschemealti war bis zum Einsetzen des Massentourismus ein kleiner Ort – heute wird in Massen Teppiche, leider auch von minderer Qualität, für die Touristen in den Ferienorten Antalya, Bodrum etc. bereitgestellt.
Alte Döschemealti zeigen vielfach ein stangenartiges Rautenmedallion und stilisierte Blüten und Sterndarstellungen. Der größte Unterschied zwischen Döschemalti aus der Zeit vor 1985 und den heutigen Produkten ist aber die Leuchtkraft der Farben (meist Rot, Blau manchmal Grüntöne) und die Qualität der Wolle. Während früher die Wolle meist in den Hausverbänden selbst gewonnen wurden, wird in den heutigen Produkten sehr oft kurzhaarige Massenwolle eigesetzt. Döschemalti sind meist eher gröber, ca. 90.000 Knoten/m², und die Fransen und Kette wurde meist aus Schafwolle hergestell.
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Mihaliccik (Google Maps): Mihaliccik ist ein kleiner Ort zwischen Eskisehir und Ankara. Hier werden in Heimarbeit meist kleine Formate (Ceyrek) eher gröbere Teppiche geknüpft. In der Musterung überwiegt der Gebetsteppich, dessen Gebetsgiebel (Mihrab) sowohl linear als auch abgestuft vorkommen kann. Die Füllmuster sind zumeist Sterne und Rauten. Als Fondfarbe dominiert ein schönes gedämpftes Rot.
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Ladik (Google Maps): Eine der traditionsreichsten anatolischen Knüpfzentren ist der zentralanatolische Ort Ladik, der ca. 40 km nordöstlich von Konya liegt. Die Bewohner von Ladik waren zumeist ein Stamm mit turkmenischer Abstammung. Von der Musterung lassen sich Ladik Teppiche in 3 Untergruppen gliedern:
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Gebetsteppiche mit meist 3gliedrigen Gebetsfeldern (Mihrab). Das Gebetsfeld wurde meist in einem weichen roten Farbton gehalten, wobei ein schönes mittelblaues Indigoblau als Kontrastfarbe vorherrscht. Als Kontrastfarbe wurde sehr oft ein goldgelb bzw. ein grüngelber Farbe eingesetzt.
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Säulen-Ladik: Das Säulen-Muster wurde beim Ladik aufgrund seiner aufwendigen Mustergestaltung eher seltener hergestellt. In der Farbgebung ist der Kolonnen- bzw. Säulen-Ladik oftmals in einem sanften rot gehalten, manchmal in naturbelassener weißer Wolle. Die Mustergestaltung des Kolonnen-Ladiks erforderte das größte künstlerische Können. Bekannt sind 3, 4 bis zu 6 Säulen im Kolonnen-Ladik, die meist im Giebel eine Laterne zeigen.
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Tulpen-Ladik: Im Grunde sind die Tulpen-Ladiks meist eine Fortsetzung der Gebets-teppiche, die jedoch in der sogenannten Tulpenzeit (Lale devri) im 18. und 19. Jahrhundert verstärkt hervortrat. Am Fußende des Gebetsfeldes entspringen entweder 3 oder 5 Tulpen, die im allgemeinen relativ naturlalistisch wiedergegeben werden. Sie tragen an ihren Stielen jeweils Blattpaare, die in der Natur bei Tulpen nicht vorhanden sind, so dass eine Zeit lang von „Lilien“ bzw. Konya-Blumen gesprochen wurde. Dagegen spricht jedoch, dass sowohl in der Keramik als auch in anderen Sparten des Kunsthandwerks bereits im 17. Jahrhundert Tulpen als Dekormotive verwendet wurden.
Ladiks wurden zumeist auf Schafwoll Fransen gearbeitet. In späterer Folge wurde die Heimarbeit durch die Manufakturarbeit ersetzt, wodurch auch Baumwolle als Strukturmaterial eingesetzt wurde. Die Knüpfung der Ladikteppiche war zumeist mittel-fein und bewegte sich zwischen 160 000 und 200 000 Knoten/m².
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Konya (Google Maps): Konya, das antike Iconium liegt in der anatolischen Hochebene, etwa 250 km südlich von Ankara. Es ist heute mit mehr als 1 Million Einwohner Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Zentrum der Türkei. Die Geschichte der Stadt reicht bis in das 3. vorchristliche Jahrtausend. Der Sage nach soll Iconia die erste Stadt gewesen sein, die nach der Sintflut erbaut wurde. Über mehrere Jahrhunderte war die Stadt ein zentralanatolisches Zentrum im Byzantinischen Reich. Nach der vernichtenden Niederlage im Jahr 1071 bei Malzgirt nördlich des Van-Sees, begann für Anatolien eine neue Epoche. Das Sultanat von Konya, vo wo die Seldschuken fast über 300 Jahr regierten und Konya ihre Hauptstadt war. Neben der Hauptstadt wurden ebenso die Zentren wie Kayseri und die Hafenstädte Antalya und Alanya prächtig ausgebaut und mit mächtigen Mauern abgesichert. Die Straßen zwischen den Zentren wurde ausgebaut und entlang der Straßen wurden zwecks der Absicherung der Kaufleute mit ihren Karavanen Karavansarays errichtet. Als Wahrzeichen heute gilt das Maosoleum von Dschalal ad-Din Rumi (Abbildung 1), dem Begründer des Mevlevi Ordens. Das Maosoleum ist eine Pilgerstätte jedes frommen sunnitischen Muslims in der Türkei und wird auch von Anhängern des Sufismus besucht. Die tanzenden Derwische des Mevlevi Ordens (Abbildung 2) dürfen seit 1954 wieder zum Todestag Dschalal ad-Din Rumis öffentlich ihre Tanzvorführungen durchführen. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Rumi Museum (Abbildung 3). 40 km südöstlich von Konya liegt Catalhöyük (Abbildung 4), eine der ältesten Siedlungen der Menschheit.
Konya ist seit jeher Umschlagsplatz für die umliegenden Dorfteppiche, so dass eine sehr breite Variation in der Musterung möglich ist. Allen Konyateppichen gemein ist eine Quer-abschlußborte, die einerseits den Hauptteppich schützen soll, anderseits als zusätzliche Dekoration dienen. Teppiche aus Konya und Umgebung zeichnen sich durch eine ausgezeichnete Wollqualiät und Glanz aus. Die Knüpfung ist meist eher gröber, wodurch eindrucksvoll gezeigt wird, das Wertmaßstäbe nicht ausschließlich von der Knüpfdichte abhängig sind. Die Musterung ist meist sehr sparsam und wirkt dadurch sehr archaisch. Die vorherrschenden Farbtöne sind abhängig von den vorhandenen Pflanzenfarben (Krapprot, Gelbtöne, Grün und seltener Indigoblau). Die Teppiche in der Konya-Region sind zumeist in kleineren bis mittleren Formaten (Yastik, Ceyrek, Seccades).
Sehr häufig begegnen wir Gebetsteppichen (Abbildung 5), die ein mehrstufigen Mihrab (= Gebetsfeld) haben, das am Mihrab Giebel ein „Ahlem“-Motiv (= Machtdarstellung) aufweist. Konya Teppiche weisen dabei manchmal Musterübernahmen der Umgebung auf, wie z. B. die Tulpen-Musterung der Ladikteppiche aus der Tanzimat Zeit (Ende 18. und 19. Jahrhundert) . Eine weitere häufige Musterung sind Stufenoktogone die als Mehrfach-Medallions dargestellt werden. Diese Medallions weisen dann zumeist im Zentrum eine hackenbesetzte Raute auf oder wuchtige Achtzacksterne.
Sehr selten kommen bei Konyateppichen Garten- und Streifenmuster vor, die jedoch sehr gesucht sind und dementsprechend „hochpreisig“ sind.
Im Konya-Gebiet wurden und werden häufig auch Kelims hergestellt, die einerseits als Gebetsteppiche dienen, anderseits auch „Zili“, also Hochzeitsdecken sind (meist mit Zopf-Applikationen etc.).
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Karaman (Google Maps): Die Karaman waren ursprünglich ein turkophoner christlich-orthodoxer Volksstamm der sowohl in Griechenland als auch in Anatolien ansässig waren. In Anatolien siedelten sie einerseits in den Städten Karaman, Konya, Sivas, Kayseri, Ankara, Aksaray und Istambul an, wobei nach der Zypernkrise wanderten viele nach Griechenland aus. Die heutigen Karamanen in Anatolien sehen sich als Nachfahren der Seldschuken, die seinerzeit zum Christentum übergetreten waren und haben im Süden Anatoliens ein selbständiges Emirat (Burg von Karaman, Abbildung 6) vom 13. bis ins 15. Jahrhundert erichtet. Erst danach wurden sie ins Osmanische Reich integriert. Die heutige Stadt Karaman, das ehemalige Laranda, mit ihren 127 192 Ein- wohnern, liegt im Süden der Provinz Konya.
Zumeist kommen zwei- oder dreiteilige Schlitz-Kelims, die je nach Güte der Herstellung mehr oder weniger genau zusammengefügt werden können. Kennzeichnend für Ihre Kelims sind die Mehrfach-Hexagone im Mittelteil.
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Obruk (Google Maps) : Die Ortschaft Obruk liegt 50 km nordöstlich von Konya. Die Bewohner der Ortschaft sind zumeist Yurüken, ein Bergnomadenvolk, das hier angesiedelt ist. Obruk Teppiche und Flachwebe haben eigene, für die Obruk ganz spezifische Muster, die von Romben bis zu Gebetsteppichen. Der Fond der Teppiche und Kelims sind zumeist in Krapprot gehalten und als Kontrastfarbe wird oft ein Indigoblau oder ein grünton eingesetzt. Bei den Gebets-teppichen werden an den linearen Mihrab hacken besetzt und an der Giebelspitze wird ein doppelter stilisierter Lebensbaum dargestellt. Ein weiteres Merkmal ist die verzahnte, weiße Innenbordüre.
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Karapinar (Google Maps): Die Stadt Karapinar (= schwarze Quelle) liegt etwa 100 km östlich von Konya entlang der Straße nach Nidge. Die meist in Heimarbaeit geknüpften Teppicheund Kelims haben meist die Formate von breiten Läufern (130 breit und 200 – 400 lang). Die verwendete Wolle ist zumeist sehr glänzend und der Flor ist hoch. Die älteren Karapinar sind zumeist auf Woll bzw. Ziegenhaarstruktur. Die Teppiche haben meist ein sehr markantes Motiv, nämlich ein aufeinanderfolgendes Hexagonmotiv, meist mit rot/ocker-gelb vorherschenden Farben. Es kommen auch Gebetsteppiche aus Karapinar vor, die meist den Kolonnen-Motiv der Ladiks ähneln. Ein besonderes Mustermerkmal im Vergleich zu den Ladik Gebetsteppichen sind jedoch die kleinen weißen Quadrate, die zu Eckzwickel aufgetürmt werden. Außerdem dekorieren die Kontschak-Motive die Gebetsgiebel.
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Taspinar (Google Maps): Das Dorf Taspinar (= Steinquelle) liegt südwestlich von Kayseri an der Straße nach Niğde. Die Teppiche werden in Heimarbeit erzeugt, wodurch zumeist Ceyrek- und Seccade Formate entstehen. Die Wollqualität ist nach wie vor ausgezeichnet und die Farben sind dementsprechned leuchtend. Typisch für Taspinars sind die langgezogenen Stufenmedal-lions die meist in den Farben rot, blau und naturbelassener Wolle gehalten sind.
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Kirşehir (Google Maps): Die Stadt Kirşehir, in der etwas mehr als 100 000 Einwohner leben, liegt etwa 150 km südöstlich von Ankara. Die Geschichte der Stadt reicht bis in die Zeit der Hethiter (ca. bis 4000 v. Chr. ) zurück. Während der römischen Zeit hieß die Stadt Justinianopolis und wurde ab 1071 von turkstämmigen Völkern (Seldschuken, Osmanen und Türken) regiert. Während des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt in die Region Ankara eingegliedert. Erst Kemal Atatürk hat die Stadt und die Provinz wieder eigenständig organisiert. Seither ist die Stadt Provinzhauptstadt. Die Bevölkerung ist zur Hälfte Türkisch und zur anderen Hälfte kurdischer Abstammung.
Die Teppiche aus Kirsehir sind immer in zarten, gedeckten Farben in mittelfeiner Knüpfung. Sowohl der Schuß als auch die Fransen sind aus Schafwolle hergestellt. Die Motive unterscheiden sich einerseits in Medallion-Teppiche, Polygon-Teppiche, Gebetsmuster sowie die sogenannten „Mezarlik“-Teppiche (=Friedhofsteppiche).
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Mucur (Google Maps): Etwa 20 km westlich von Kirşehir liegt der Ort Mucur entlang der Straße von Ankara nach Kayseri. Hier werden fast ausschließlich Gebetsteppiche geknüpft, darunter auch sogenannte Familiengebetsteppiche. Familiengebetsteppiche ist nicht ganz die richtige Bezeichnung, da kein Muslime gemeinsam mit seiner gesamten Familie sein Gebet verrichtet, daher entspringt diese Bezeichnung eher westlichen Vorstellungen als der Realität. In Anatolien werden diese Teppiche Saphs genannt.
Die Knüpfung der Mucur-Teppiche ist mittelfein und mit glänzender feinen Wolle. Wie bei allen Anatolischen Dorfteppichen ist der Schuß und die Kette (=Fransen) auf Schafwolle. Die Färbung ist auf Basis leuchtender Rot und Blautöne.
Charakteristisches Merkmal der Teppiche sind die ineinander gelegten Gebetsnischen – häufig mit amulettartiken Symbolen im Mittelfeld die kasettenartig aufgebauten Hauptbordure. Die Formate sind meist kleinere bis mittlere Brücken-Größen (Ceyreks bis Seccades) die meist betont breiter gehalten sind.
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Avanos (Google Maps): Die Kleinstadt Avanos mit Ihren 11.000 Einwohner lebt größtenteils vom Tourismus und vom Handwerk, der sich mittlerweile vollständig auf den Tourismus ausgelegt hat. Die weltberühmten Sehenswürdigkeiten und UNESCO Weltkulturerben in Kappadokien sind in der Umgebung. Kappadokien umfasst heute die Regionen Nevsehir, Niğde, Aksaray, Kirsehir und Kayseri. Nach Göreme (Abbildung 7, Abbildung 8, Abbildung 9), dem Zentrum der Höhlenstädte und Unterirdische Bauten in Kappadokien sind es nur 8 km. Die gesamte Region (Abbildung 10) wurde 1985 zum UNESCO Weltkultur-erbe ernannt. Die Vulkanlandschaft Kappadokien wurde bereits in der Jungsteinzeit in den Felsmalereien in Catal Hüyuk (ca. 8000 v. Chr) besiedelt wo noch vulkanische Tätigkeiten vorgekommen sind. Das belegen auch die Felsmalereien. Weitere unterirdische Anlagen waren vor allem in Derinkuyu (Abbildung 11), die bis zu 10 000 Menschen beherbergten. Das faszinierende an diesen unterirdischen Städten war, dass sie im Sommer kühl waren und im Winter aufgrund der Fähigkeit der Hitzespeicherung des Tuffs nicht so stark abkühlten, wodurch sie ideal für dieses Gebiet geeignet waren. Die Teppiche wurden bis zum Einsetzen des Massentourismus in Heimarbeit hergestellt. Die Wolle ist glänzend und sehr weich, da der Schäfer nur ausgesuchte Wolle verwendet. Die verwendeten Farben sind Naturfarben, wobei meist die Grundfarbe Rot von der Krappwurzel gewonnen wird und ansonsten gelb und gold Farbtöne dominieren. Als Muster kommen sowohl Kassetten-Muster mit Stufenrauten als auch Gebetsteppiche mit getreppten als auch eingeschnürten Gebetsgiebel vor.
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Gelveri/Güzelyurt (Google Maps): Das Dorf Gelveri/Güzelyurt liegt nördlich von Niğde nicht weit von der Provinzhauptstadt Aksaray entfernt. Bereits im 3 Jhd. nach Chr. wurde das Gebiet von verschiedenen christlichen Klostergemeinden besiedelt. Hier wuchs auch der als Kirchenvater von Kappadokien bekannte Gregor von Nazianz (Abbildung 12) auf. Ihm zu Ehren wurde auch die Kirche benannt, die heute ein Wahrzeichen der Stadt ist. Bis zum Anfang des 20. Jhd. wurde die Ortschaft Gelveri genannt und wurde mehrheitlich von Griechen bewohnt, die dann im Zuge des Vertrages von Sevres (Griechisch-Türkischer Bevölkerungsaustausch) nach Griechenland flohen. Die Ortschaft wurde danach in Güzelyurt umbenannt. Die Teppiche die seinerzeit von den christlichen Bewohnern von Gelveri in Heimarbeit geknüpft wurden, ist durch aufgelockerte geometrische Muster gekennzeichnet. Schuß und Kette ist in Schafwolle gehalten. Auch in weiterer Folge wurde eine kleine Teppichproduktion beibehalten, die jedoch mit den alten Gelveri Teppichen qualitativ nicht mithalten können.
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Maden (Google Maps): Teppiche, die unter dem Namen Maden bekannt sind, werden Çamardı in einem Ort in der Nähe von Niğde geknüpft. Beliebte Formate sind langgezogene Brücken und Zwischen-maßteppiche. Neue Teppiche aus Çamardı oder der Bezeichnung Maden kommen nicht mehr auf den Markt. Die älteren Maden kommen entweder in etwas feinerer Ausführung (ca. 75 000Knoten/m²) auf den Markt , sie werden dann Igneli-Maden (Nadelstich-Maden) genannt.
Die meisten Maden sind aber vom 2. Typus, der eher gröber geknüpft (ca. 60 000 Knoten/m²) ist. Die Zeichnung ist jedoch sehr reizvoll. Das langegezognene Gebetsfeld ist meist in einem schönen Rot (entweder Krapp oder Cochenille) gehalten, der mit einem Stufengiebel zusammenläuft. Die Bordüre ist meist auf einem schwarzen oder dunkelgrauen Grundfarbe gehalten. Aufgrund der Oxydierung entsteht mit den Bordürenmuster eine Reliefwirkung. Alte Maden sind heute gefragte Sammlerstücke.
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Yahyali (Google Maps): Ist die südlichste Kreishauptstadt in der Provinz Kayseri. Die Einwohnerzahl beträgt derzeit etwa 20 000 Einwohner, die einerseits sich mit dem Tourismus beschäftigen, andererseits spielt auch die Teppichproduktion eine große Rolle. Die Teppiche sind meist feiner geknüpft. Durch die eher niedrige Schur der Teppiche ergibt sich ein sehr klares Musterbild. Obwohl zahlreiche Vartianten vorhanden sind, sind Yahyali Teppiche von der Musterung her leicht zu erkennen. Das meist wenig bis ohne Muster gehaltene sechseckige Medallion ist in rot gehalten. Dieses wird umgeben durch ein helles oder einen blauen abgestuften Bordüre. Das meist blaue, manchmal helle Mittelfeld wird durch einige Füllmotive dekoriert. Die Hauptbordüre ist meist in Gold, Braun oder Beige gehalten.
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Kayseri (Google Maps): Die Provinzhauptstadt der gleichnamigen Provinz Kayseri hat eine bedeutende Geschichte. Sie wurde von den Hethitern in Mazaka getauft. Sie wurde später als Eusebia umbenannt. Unter der römischen Herrschaft vor allem unter Kaiser Trajan, wurde die Stadt, die nunmehr Ceasarae genannt wurde, Hauptstadt der Provinz Cappadocia. Bereits sehr früh wurde die Stadt ein Zentrum der christlichen Lehre und Religion. In der Antike, vor allem ab dem 3. Jahrhundert war die Stadt eines der Zentren der Theologie des Christentums. Ab dem Jahre 1000 wuchs die Stadt immer weiter und wurde sowohl von den Seldschuken und danach durch die Mogolen regiert. Nach den Kreuzzügen und einem weiteren Mogoleneinfall regierten nochmals die Seldschuken und danach die Osmanen. Aus der Zeit der Seldschuken ist auch noch die Stadtmauer, die am Hauptplatz (Abbildung 13) neben der Moschee (Abbildung 14) zu den Sehenswürdig-keiten der Stadt zählt.
Die Teppichproduktion in Kayseri war seit jeher eine Manufakturarbeit, in der die Knüp-ferinnen für Lohnarbeit die Teppiche produzierten. Die Qualität der älteren und alten Teppiche, wie auch die der neueren Produkte ist nach wie vor sehr hoch.
Alte und ältere Kayseri Teppiche (Kette aus Baumwolle oder Seide) sind selten geworden. Vor allem die reichlich verzierten Kayseri Teppiche aus Seide, sehr oft auch mit Metallkettfäden, sind heute gefragte Sammlerstücke.
Leider werden in neuerer Zeit aus Abfallseide und mercerisierter Baumwolle Wandteppiche dem leichtgläubigen Touristen als „Andenken“ verkauft, die jedoch leider qualitativ keines-wegs empfohlen werden können.
Vor allem Saphs, die auch Reihengebetsteppiche genannt werden, werden in den Gegenwartsprodukten oft mit dieser minderen Qualität hergestellt. Bei ältere Saphs sind die Gebetsfelder jeweils unterschiedlich dargestellt und von guter Qualität geknüpft. Sehr oft sind ältere und alte Kayseri Teppiche aus Seide hergestellt und haben entweder pesische Muster als Vorbild oder sind als Gebetsteppiche angelegt. Auch bis vor 30 Jahren wurden in Kayseri Seidenteppiche hergestellt. Die Qualität orientiert sich an den Qualitäten in Hereke. Heute ist jedoch auch die Produktion der Seidenteppiche in Kayseri sehr rückläufig, da aus China billigste Seidenteppiche auch auf den touristischen Märkten angeboten werden.
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Yürük: Die Bezeichnung Yürük steht im türkischen für Bergnomaden bzw. für Nomaden schlechthin. Dadurch das diese Nomadenstämme durch die ganze Türkei ziehen können, ist eine einheitliche Einteilung und Klassifizierung nicht möglich. Die Varianten sind ganz abhänig von den regionalen Einflüssen, die sowohl in den verwendeten Wollmaterialien als auch in den eingesetzten Farben sich wiederspiegeln. Dadurch wird es bei manchen Teppichen möglich sein eine regionale Eingrenzung durchzuführen (z. B. Konya-Yürük). Sehr oft kann jedoch der Teppich nicht klar in eine Region klassifziert werden, wodurch die Teppiche einfach als Yürüken bezeichnet werden.
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Abbildung 2
Abbildung 3
Abbildung 4
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Abbildung 6
Abbildung 7
Abbildung 8
Abbildung 9
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Abbildung 11
Abbildung 12
Abbildung 13
Abbildung 14