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Teppichfärben mit Pflanzenfarben in Armenien
Blog-Eintrag #2 erstellt von Artur Telfeyan am 01.02.2010
Bei unserer letzten Reise in Armenien sind wir auf der Suche nach verschiedenen pflanzlichen Färbemethoden gewesen. In verschiedenen Dörfern begegneten wir älteren und jüngeren Färbern (Abbildung 1), die uns teilweise ihre speziellen Färbemethoden mit Pflanzenfarben offenbarten (nicht ganz, da dies oft generationenlang in der Familie gehütet wird).
In Armenien kommen folgende pflanzlichen Farbstoffe in Einsatz:
- Krappwurzel (auf armenisch Torron)
- Indigo bzw. Färberwaid
- Nußblätter und Nußschalen
- Zwiebelschalen
- Cochenille-Färbung (Vortan Garmir)
- Die Krappwurzel (Abbildung 2), ist eine Pflanze, deren 7jährige Pflanzenwurzel geschnitten und getrocknet werden kann, und aus deren Pulver entsteht dann ein Färbemittel, dass die Wolle nach Einsatz von Beizmittel wie Alaunsalz-Kristalle etc. in ein wunderschönes Rot, das durch eine schöne Schattierung gekennzeichnet, einfärbt. In Armenien nennt man die Pflanze „Torron“. Sie diente in vielen Teppichen als Grundfarbe.
- Indigo (Abbildung 3) ist in Armenien nicht beheimatet. Sehr oft wurde die Indigopulver (Abbildung 4) aus dem Ausland (Iran, Indien, Türkei etc.) importiert. Aufgrund der Tatsache, dass das Indigopulver importiert wurde, ist es auch in früherer Zeit sehr teuer gewesen und war daher eine der ersten Farbtöne, die durch chemische Farben ersetzt wurden. Indigo ergibt nicht unmittelbar einen blauen Farbton, sondern wird gemeinsam mit einem Reduktionsmittel (meist Natriumdithionit) erhitzt. Danach wird die Wolle in in die Küppe eingetaucht. Nach dem Herausnehmen hat die Wolle zunächst eine weiße bis gelbe Färbung. Erst durch die Trocknung an der Luft (Oxidierung) wird die Wolle blau gefärbt. Je nach Verweildauer in der Küppe variiert das Ergebnis von einem hellblau bis zu einem dunkelblau.
- Die Färbung mit Nußblätter und Nußschalen ist eine der ältesten und einfachsten Färbemittel überhaupt. Dazu werden die Nußblätter bzw. Nußschalen in einem Bottich erhitzt. Danach wird die Wolle gereinigt (oft mit Soda), damit der Farbstoff besser auf der Wolle haftet. Danach wird die Wolle in die Brühe eingetaucht und es wird Alaun (Abbildung 5) als Beizmittel verwendet (auf armenisch shiep) und ergibt danach einen interessanten grünen Farbton.
- Zwiebelschale: Bereits seit Altertumszeiten ist die Zwiebelschale zur Färbung angewendet worden. Dabei varriert das Ergebnis zwischen einem Beige und einem Rotbraun (Abbildung 6).
- Cochenille: Cochenille sind getrocknete, weibliche Schildläuse, welche Planzen leben. Nach dem Larvenstadium setzen sich die nur wenige Millimeter grossen Insekten auf der Pflanze fest, wo sie bis zu ihrem Tod unbeweglich verbleiben (Abbildung 7). Sie ernähren sich ausschliesslich von Pflanzensaft. Die Cochenilleläuse werden durch abstreifen mit Pinseln oder Palmwedeln mehrmals im Jahr "geerntet". Da es sehr mühsam ist, Cochenilleläuse in der freien Natur auf ihren Wirtspflanzen zu suchen, werden diese Pflanzen in Kulturen angepflanzt und mit Läusen "beimpft". Auf einem Hektar können 300-400 kg Läuse geerntet werden. Für ein einziges Kilo werden etwa 140.000 Läuse benötigt.
Neben der "amerikanische Cochenille" sind zwei weitere Läusearten im Handel, welche aus Polen, der Ukraine, Kleinasien und dem Kaukasus stammen (polnische Cochenille, Porphyrophora olonia) oder aus Armenien und Azerbeidjan geliefert werden (armenische Cochenille, Porphyrophora hameli). Man unterscheidet die verschiedenen Cochenilleläuse anhand ihrer Inhaltsstoffe.
Während für grobe Stoffe früher hauptsächlich Krapp oder Flechtenpurpur (Orchil) verwendet wurde, wurden feine Woll- und Seidenstoffe mit der teureren Cochenille eingefärbt. Je nachdem ob Zinn oder Aluminium zur Beize zugesetzt wurde, konnten karmesinrote, rosa oder scharlachrote Farbtöne erzielt werden. Durch Alkalisierung des Färbebades erhielt die Farbe einen Blaustich.
Für 100 Gramm Färbegut Wolle benötigt man 25 Gramm Cochenille. Cochenille wird in einem Mörser fein pulverisiert und mit ca. einem halben Liter Wasser über Nacht eingeweicht. Anschliessend wird der Farbstoff in einem Mullsäckchen 30 Minuten ausgekocht und gefiltert. Der abgekühlte Farbsud wird mit der zum Färben notwendigen Wassermenge aufgefüllt.
Bei ca. 40° C Temperatur wird der Seidenstoff locker in den Farbsud eingelegt und vorsichtig während der Färbezeit bewegt. Die Färbetemperatur des Farbsuds wird in ungefähr 30 Minuten zu 70° C hochgefahren. Die Seide wird 60 Minuten lang bei dieser Temperatur gefärbt. Danach wird die gefärbte Seide mit langsam abfallenden Temperaturen ausgeflottet, mit Seidenwaschmittel gewaschen, solange gespült bis keine Restfarbe mehr im Wasser sichtbar ist, fixiert und gestärkt.
Desweiteren gibt es Pflanzen, die mir nicht bekannt sind, die jedoch in jeder Region gerne auch zum Färben der Wolle verwendet wurden. So gibt es eine Pflanze, die in der Gegend des Sewan Sees wächst, dessen Wurzel ein orange/gelben Farbton ergibt (Abbildung 8).
Diese Färbemethoden sind leider im Kaukasus heute nicht mehr in Anwendung. Es gibt jedoch von unserem Unternehmen Anstrengungen, diese in Armenien wieder zu beleben. Sobald es hierzu Ergebnisse gibt, werden wir in unserem Blog einen Beitrag dazu verfassen. Es bleibt also spannend.
- Abbildung 1 Abbildung 2 Abbildung 3 Abbildung 4 Abbildung 5 Abbildung 6 Abbildung 7 Abbildung 8