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Vortragsabend und Vernissage bei Georg & Aznif
Blog-Eintrag #3 erstellt von Artur Telfeyan am 01.03.2010
Am 02. Dezember 2009 luden wir unsere Kunden zu einem Vortragsabend mit Vernissage an. Der Titel des Vortrages „1 Jahr Finanz- und Wirtschaftskrise – Teppiche als Wertanlage?“ sollte sich kritisch mit dem Thema Teppiche als Anlagemöglichkeit beschäftigen.
Vielerorts sind Kunden verunsichert, dadurch das sich in den letzten 20 Jahren der Teppichmarkt sehr verändert hat. Immer wieder erhalten wir in unseren Haushalten Flugblätter, in denen Ausverkäufe, Konkursverkäufe angekündigt werden, und meist mit Preisnachlässen von über 50 % geworben wird. Also wo ist dann noch eine Werteinlage?
Es hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gezeigt, dass sich 2 unterschiedliche parallelle existierende Märkte entwickeln. Einerseits existiert nach wie vor der Markt in denen die alten traditionellen Qualitäten hergestellt werden. Sowohl im Iran, als auch in der Türkei, oder Turkmenistan etc. sind diese traditionellen Qualitäten noch immer in jener Art und Weise hergestellt, wie sie jahrhundertelang üblich waren. Diese Qualitäten haben auch heute noch eine beständige Wertentwicklung, da sich die Qualität des Materials, der Knüpfung etc. auch nicht verschlechtert hat. Anderseits wurden in vielen Herkunftsgebieten Qualitäten hergestellt, die mindere Wollqualitäten, teilweise kurzhaarige Abfallwolle verwenden oder keine richtigen Knoten über 1 Kettpaar geknüpft werden, sondern der sogenannte „Dschofti“-Knoten über 2 oder mehrere Kettpaare geknüpft werden, was natürlich die Qualität enorm verschlechtert. Das in diesen Qualitäten die Küpferin selbst fast keinen Lohn erhält ist ein trauriger Zusatzeffekt. Die Haltbarkeit dieser Qualitäten beschränkt sich auf einige Jahre und schadet der Reputation des Orientteppichs enorm.
Desweiteren unterscheiden wir in der Wertbemessung von Orientteppichen, ob ein Teppich ein „Originalwert“ besitzt oder nicht. Sehr wichtig bei Orientteppichen ist, das das Floormaterial (Wolle, Seide etc.), das Muster und die technischen Knüpfmerkmale dem bezeichneten Gebiet entsprechen, man spricht dann von einem Originalteppich. Nur solche Teppiche können im Alter einen „Originalitätswert“ bekommen, der auch sukzessive anwächst. Daher können Teppiche, die heute in Indien, Pakistan, Afghanistan etc. nachgeknüpft werden niemals einen Wertzuwachs bekommen.
Ein Wertzuwachs bei alten und antiken Teppichen, die aus originalen Knüpfgebieten stammen, ist durchaus als solide Wertanlage in Betracht zu ziehen. So sind alte bzw. antike Teppiche aus dem Kaukasus, Anatolien, dem Iran, Turkmenistan, Afghanistan etc. heute vielfach Sammlerstücke – die bei gutem Erhaltungszustand ein Vielfaches des „neuwertigen“ Teppichs betragen können.
Wichtig dabei ist, dass der Erhaltungszustand älterer Teppiche in gutem Zustand sein muß, oder dass der Teppich derart selten sein muß, dass auch Fragmente oder stark beschädigte Teppiche ihren Wert haben.
Mit dem Stichwort Seltenheit sind wir beim nächsten Wertkriterium: Teppiche, die aufgrund verschiedener Umstände nicht mehr produziert werden oder bereits länger nicht wurden, haben automatisch einen höheren Wert. Dabei möchte ich einige Beispiele nennen: In Turkmenistan lebte bis in das 19. Jahrhundert die Saloren. Diese hatten in der turbulenten Geschichte Turkmenistans nicht die Möglichkeit sich zu behaupten und wurden in die Tekke Konföderation vollständig assimiliert, so dass antike Saloren einen enorm hohen Wert haben. Auch im Kaukasus haben wir aufgrund der Zwangskolchosierung in den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts den Niedergang der traditionellen Knüpfkunst feststellen müssen. Das heißt dass seit 1920 – 1930 keine authentischen kaukasischen Teppiche und Kelims mehr auf den Markt kommen und daher heute bei den Sammlern in Europa und in Nordamerika einen sehr hohen Wert erzielen können.
Im Iran gibt es sogar in Knüpforten, die grundsätzlich noch eine gute Gegenwartsproduktion haben, Knüpffamilien, die einen fast legänderen Ruf genießen (z. B. Mohtasham in Kashan, Sarafian in Isfahan, Djalali in Täbris etc.). Teppiche aus diesen Manufakturen wurden seit mehreren Jahren nicht mehr hergestellt und haben eine besondere Knüpfleistung, ein besonders kunstvolles Design etc., dass sie von den üblichen Erzeugnissen unterscheidet und daher einen höheren Wert erzielen.
Abschließend lässt sich sagen, dass Teppiche sehr wohl eine solide Wertanlage darstellen können, die jedoch wie bei allen anderen Antiquitäten und Kunstgegenständen ein gewisses Fachwissen voraussetzt. Daher ist es besonders wichtig, dass man die Teppiche bei einem Fachgeschäft des Vertrauens kauft, der einem die passende Beratung und Erklärung, weshalb welcher Teppich einen Wert darstellt, zuteil werden lässt.
- Abbildung 1 Abbildung 2