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Anatolische Satteltaschen (Heybe)
Blog-Eintrag #5 erstellt von Artur Telfeyan am 01.06.2010
Für den ersten Artikel, den ich in der Gruppe veröffentlichen wollte, habe ich mir gedacht, etwas zu publizieren, dass nicht gleich die „üblichen“ Gebiete Kaukasus und Iran etc. beinhalten. Anatolische Teppiche werden bei den meisten Diskussionen und Beschreibungen etwas „stiefmütterlich“ behandelt.
Ich war im Mai für 10 Tage in Anatolien, hier vor allem im Osten, im Gebiet östlich von Konya bis nach Dyarbakir. Mein Eindruck war (nachdem ich fast 8 Jahre nicht nach Ost-Anatolien gereist bin) erschreckend, da so gut wie keine gut erhaltenen alten und traditionellen Teppiche mehr zu finden sind. Das hat leider mehrere Gründe: Einerseits wird für den Tourismus nicht mehr die üblichen Qualitäten mit den heimischen Farben produziert, da für die meisten Besucher die anatolischen Farben zu bunt und grell sind. Andererseits kommt aus den neuen „Billigknüpfländern“ wie Indien, Afghanistan und China Teppiche in Qualitäten, die zwar vom Material nicht den heimischen Qualitäten das Wasser reichen können, aber die Farben eher am westlich/europäischen Geschmack sich orientieren.
Außergewöhlich waren auf meiner Einkaufsreise vor allem die Satteltaschen, die ich finden konnte. Gut erhaltene Satteltaschen, die man früher häufig als „Souvenirs“ mitnahm, sind in den letzten Jahren rar geworden. Das meiste was heute zu finden ist, sind Fragmente.
Unterscheiden kann man einerseits Kelim- und geknüpfte Satteltaschen. Beide Arten waren für den Eigengebrauch üblich.
Bei den Kelim-Satteltaschen, findet man in Anatolien zumeist die Cecim-Technik (sprich) Dschedschim) Technik. Hierbei werden das Grundgewebe in der Pallas-Technik hergestellt. Danach erfolgt der Mustereintrag über eine Sticktechnik.
Bei den geknüpften Satteltaschen findet man häufig Mischtechniken. Das heißt, die Seitenteile werden in Knüpftechnik hergestellt, die mittleren Teile, die unterhalb des Sattels bleiben, werden in gewebten Techniken (meist Pallas Technik) hergestellt.
Ein besonders dekoratives Stück ist diese gewebte, gemischt in Schlitz- und Cecim-Technik hergestellte, Satteltasche.
Die Grundfarbe ist ein wunderschönes Krapprot.Einerseits werden die Muster in Schlitz-Kelim Technik eingewebt. Andererseits gibt es Dekorreihen, die danach in Cecim Technik gestickt werden. Von der Rückseite erkennt man sehr gut, wo welche Technik angewandt wurde.
Neben dem dekorativen Effekt, wurden zwecks Abwehr gegen den „bösen Blick“ Quasten mit Lapislazuli befestigt, die alle noch einwandfrei erhalten sind. Dem Türkis des Lapislazuli wird eine Abwehrfunktion zugesprochen. Zumeist sind die Satteltaschen nicht so schön dekoriert, so dass vermutet werden kann, dass diese Satteltasche einer hochstehenden Person zu Ehren hergestellt wurde.
Herzliche Grüße aus Wien
Artur Telfeyan
- Abbildung 1 Abbildung 2 Abbildung 3 Abbildung 4